Naturerfahrungen führen uns zur Quelle des Seins
Wann hast du zum letzten Mal einen Sonnenaufgang bestaunt,
am frühen Morgen gewartet, bis eine Blume ihre Blüte öffnete,
wann einen Käfer selbstvergessen beobachtet?
Erfahrungen in der Natur können eher in poetischen Versen besungen werden als in rationalen Erklärungen ausgedrückt. Es ist die Unmittelbarkeit des Seins, die uns hier berührt, der einzigartige, unwiederbringlich erlebte Augenblick.
Naturschönheiten, Naturgewalten lassen unseren Verstand demütig und still werden angesichts einer Harmonie und eines perfekten Zusammenspiels von Kräften, die ihm immer neue Geheimnisse aufgeben. Und dennoch fühlen wir uns eingebettet in diese kosmische Ordnung, auf seltsam vertraute Weise davon berührt. Probleme relativieren sich unter weitem Himmel. Das umfassende Sein berührt das „kleine“ Sein.
Die Natur ist verlässlich auf ihre ganz eigene Art. Der
Boden trägt, gibt Halt. Jeder Tag bringt einen neuen Morgen und jeder
Morgen eine neue Sonne. Ihre Verlässlichkeit ist wie das Leben selbst,
auch wechselhaft und launisch, in ständiger Veränderung wie das Wasser in
Bewegung, wie die Jahreszeiten, das Altern, wie Geburt und Tod, Gefährten,
die zusammen gehören, selbstverständlich. Jenseits unserer Ängste und
Fragen, die der Verstand unaufhörlich produziert, im werten, bewerten,
urteilen und verurteilen. Dagegen steht das Sein, unmittelbar,
unverrückbar in seiner ganzen Schönheit und Vielfalt, mit seiner Zartheit,
Verletzlichkeit, mit Gewalt und Stärke. Der Baum lebt. Der Sturm
entwurzelt. Die Blüte welkt. Der Frühling erwacht. So ist es, einfach,
unhinterfragt. So kommt auch in uns etwas zur Ruhe, die Ängste werden
leiser, das Herz öffnet sich und lernt „Ja“ zu sagen zum Leben.